Am 28. September ist der internationale Tag für sichere und legale Abtreibungen. Das war der Anlass zur Unterstützung der aktuellen Kampagne in Irland sowie in Polen. Die Kampagne Nicht mit Mir hatte zur Kundgebung gerufen – über 200 sind gekommen.
Hier gehs zum Heute-Video: http://www.heute.at/news/oesterreich/wien/sts23561,31566,C
Irland: Folter und Mord an Frauen
Der irische Staat hat ein fast vollständiges Abtreibungsverbot. Jeden Tag reisen durchschnittlich 12 Frauen nach Britannien, um dort einen Abbruch vornehmen zu lassen. Irland ist, neben Chile wo dafür der Diktator Pinochet verantwortlich ist, das einzige Land, wo das Verbot der Abtreibung im Verfassungsrang ist. Schon vor längerem hatte daher die sozialistische Abgeordnete Ruth Coppinger (von der irischen Schwesterpartei der SLP, der Socialist Party sowie der Anti-Austerity-Alliance/PBP) einen Antrag im Parlament eingebracht, diesen 8. Verfassungszusatz zu streichen. Es ist dies ein Teil einer weit größeren Kampagne, bei der tausende Frauen in Irland seit Jahren protestieren. Es werden Abtreibungspillen ins Land geschmuggelt, per Zug, Bus und sogar Drohne verteilt. Es wird klar gemacht: Schluss mit der Ermordung von Frauen, wie Savita Halappanavas, die wegen einer verweigerten Abtreibung an inneren Vergiftungen starb. Schluss mit der Folter von Frauen, wie einer Frau, die in Folge einer Vergewaltigung schwanger war, der die Ausreise verweigert wurde, deren Hungerstreik mittels Zwangsernährung gebrochen wurde um sie gegen ihren Willen per Kaiserschnitt zu entbinden.
Ruth Coppinger, die Kampagne Rosa (http://rosa.ie/) und viele andere sind seit Jahren aktiv und stellen sich auch gegen die Versuche der Regierung, durch eine Verzögerungstaktik die Aufhebung des 8. Verfassungszusatzes zu verhindern. „Jede Verzögerung ist inakzeptabel“ machte Ruth in ihrer Botschaft an den Protest in Wien klar.
Polen: Reaktionäre Regierung tritt Frauenrechte mit Füßen
In Polen, das schon bisher ein extrem scharfes Abtreibungsrecht hatte, wurde dieses von der rechts-konservativen Regierung noch weiter verschärft. Seit Monaten gehen Frauen (und auch Männer) in Polen mit dem Symbol des Kleiderhakens (mit dem ganz real illegale Abtreibungen durchgeführt werden, die oft tödlich enden) auf die Straße. Schon früher in diesem Jahr hatte „Nicht mit mir“ eine Protestaktion vor der polnischen Botschaft organisiert an der sich auch der Kongress polnischer Frauen in Österreich beteiligt hatte. Auch diesmal waren viele polnische Frauen mit Plakaten und Tafeln gekommen. Sie sind zornig über die Situation in Polen und freuen sich über die Unterstützung in Österreich. Fast zeitgleich fand auch in Polen eine Protestaktion statt, zu der u.a. Alternatywa Socjalistyczną, die polnische Schwesterorganisation der SLP, aufgerufen hatte. Zu ihren zentralen Forderungen gehören u.a. auch Aufklärungsunterricht in den Schulen, kostenlose Verhütungsmittel sowie das religiös-fundamentalistische (in diesem Fall katholische) ÄrztInnen über das Leben von Frauen entscheiden.
Internationaler Aktionstag
Auch in Israel/Palästina, in Schweden, in Britannien, in Deutschland, in Belgien und anderen Ländern sowie in Linz gab es Aktionen in Solidarität mit den Frauen die für ihre Rechte kämpfen müssen. Zum Protest in Wien waren junge und alte Frauen, Vertreterinnen verschiedener Organisationen sowie solidarische Männer gekommen. Sonja Grusch von der SLP und Brigitte Hornyik, Juristin und langjährige Kämpferin für Frauenrechte, moderierten die Veranstaltung, bei der Grußbotschaften aus Irland und Polen verlesen wurden sowie RednerInnen aus Wien, Innsbruck und Deutschland, von Nicht mit Mir, der SLP, dem Kongress der polnischen Frauen in Wien, von Aufbruch sowie den Grünen zu Wort kamen.
Theresa Reimer von „Nicht mit Mir“ (https://www.facebook.com/nichtmitmir2014/?fref=ts) betonte die Notwendigkeit, sich nicht nur zu ärgern, sondern selbst aktiv zu werden. Sonja Grusch von der SLP wies darauf hin, dass die Mehrheit der Abgeordneten im Nationalrat zu einer Partei gehören, die den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen auch in Österreich einschränken möchte. Und dass eben dieser Zugang ohnehin sehr beschränkt ist. In ganz Österreich gibt es nur 17 Einrichtungen, die Abtreibungen durchführen, in manchen Bundesländern gibt es gar keine und die Kosten liegen bei mehreren hundert bis über tausend Euro. Auch in Wien müssen Frauen auf private Einrichtungen zurück greifen weil die KAV-Spitäler des Landes Einbrüche nur theoretisch durchführen.
„Wir kommen wieder“
Nach der Kundgebung vor der irischen Botschaft in der Wiener Innenstadt marschierte ein Demonstrationszug mit über 200 TeilnehmerInnen über den Fleischmarkt zur Postgasse. Zwischenstopp und Abschluss gab es vor den sogenannten „Lebenszentren“. Das sind die Einrichtungen der radikalen AbtreibungsgegnerInnen, von denen aus Frauen bedroht, belästigt und eingeschüchtert werden. Obwohl seit langem bekannt ist, dass die Organisation die dahinter steckt (HL) auch vor Terror und Psychoterror gegen Frauen nicht zurückschreckt, geht die Stadtregierung nicht gegen diese vor. Die angeblichen Lebensschützer sind verantwortlich dafür, dass weltweit alle sieben Minuten eine Frau an den Folgen eines illegal und daher medizinisch schlecht durchgeführten Abbruches stirbt. Wer den Zugang zu Abtreibung erschwert oder verbietet rettet keine Leben sondern zerstört sie. Das ist die bittere Realität. Das es den AbtreibungsgegnerInnen auch nicht um die Kinder geht zeigt sich daran, dass genau aus diesem Lager auch Kürzungen bei Kinderbetreuung, im Gesundheitswesen und bei Frauenlöhnen gibt. Alles Maßnahmen, die Kinder in die Armut treiben.
Kundgebung und Demonstration waren laut, wütend und entschlossen. Eine Tanzeinlage zum Schluss machte klar „wir sind stark und selbstbewusst, wir lassen uns die Lust am Lieben und Leben von religiösen Fanatikern nicht nehmen“. Klar war auch: wir kommen wieder, um das Recht von Frauen, über den eigenen Körper zu entscheiden in Österreich und international zu verteidigen. Our Body – Our Choice (Unsere Körper – Unsere Entscheidung)!
Veranstaltung zum Thema: https://www.facebook.com/events/196014547486545/
Borschüre zum Thema: https://www.slp.at/broschueren/volle-selbstbestimmung-f%C3%BCr-frauen-gegen-den-terror-der-abtreibungsgegner-4849